Kunstleder
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Stoffguide Kunstleder

Inhaltsverzeichnis

 

 

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AUF EINEN BLICK

  • Besonderheiten: vegane Alternative zu echtem Leder, franst nicht aus, leicht zu verarbeiten, preisgünstiger als echtes Leder
  • Verwendung: Taschen, Etuis, Handyhüllen, Polster- & Möbel, Kleidung wie Jacken & Mäntel, Röcke, Hosen
  • Nadelempfehlung: Universal-Nadel, Microtext-Nadel, in Ausnahmefällen Leder-Nadel
  • Stich: alle Nähte möglich, am häufigsten Geradstich
  • Pflege: pflegeleicht, abwischbar, in Ausnahmefällen auch waschbar bei 30°C, vorsichtiges Bügeln möglich bei niedriger Hitze von der Rückseite aus mit Tuch zwischen Kunstleder und Bügeleisen

1. Was ist Kunstleder

Sieht aus wie Leder? Fühlt sich an wie Leder? Stammt aber nicht vom Tier? Dann muss es Kunstleder sein! Der Vorteil von künstlich hergestelltem Leder liegt auf der Hand: Es muss kein Tier seine Haut lassen. Das macht die Herstellung von Kunstleder um einiges flexibler und damit am Ende auch preisgünstiger. Während Tierhäute nämlich aufwendig gegerbt werden müssen, um sie in Leder zu verwandeln, kann Lederimitat als Meterware hergestellt werden. Meist werden dafür Polyester- oder Baumwollgewebe mit einer Beschichtung aus Vinyl oder Acryl überzogen. 

In Sachen Optik stehen so hergestellte Kunstleder echtem Leder in nichts nach. Durch raffinierte Verarbeitungsprozesse ist es heute möglich, künstlichem Leder eine Oberfläche zu verleihen, die sich kaum von Echtleder unterscheidet. Zudem sind die verrücktesten Strukturen möglich. Ob geprägt, bedruckt, geflochten, geknittert, schimmernd, glitzernd und sogar spiegelnd – mittlerweile bekommst Du Kunstleder in allen Facetten.

Das Tolle am künstlich hergestellten Leder ist seine Unkompliziertheit. Während echtes Leder in seiner Größe limitiert ist, kann Kunstleder am laufenden Meter hergestellt werden. In der Regel lässt es sich ohne Allüren zuschneiden, leicht nähen und obendrein noch einfacher reinigen und pflegen. Manche sind sogar waschbar und deshalb problemlos zum Nähen von Kleidung verwendbar. Aber auch für Taschen und sogar als Bezüge für Möbel kommen Kunstleder zum Einsatz. 

 

Übrigens: Lederimitate gibt es in den verschiedensten Ausführungen und Stärken. Es gibt bedruckte Kunstleder, spiegelnde oder auch glitzernde. Manche von ihnen sind sogar elastisch. Wohl am bekanntesten sind Kunstleder mit einer herrlichen Wildlederoptik wie das weiche Kunstleder Micro im Snaply-Sortiment.

Bauchtasche "Fransi" und Kindertasche "Fuchs" aus Kunstleder Micro (Freebies aus dem Snaply-Magazin)

 

Wie unterscheidet man Kunstleder von echtem Leder?

Bei spiegelglatten, glitzernden oder schimmernden Oberflächen ist auf den ersten Blick klar, dass es sich um Kunstleder handelt. Bei vielen besonders naturgetreuen Nachbildungen ist die Unterscheidung gar nicht so leicht. Ein untrügliches Erkennungszeichen ist der Geruch. Echtes Leder hat einen unnachahmlichen natürlichen Geruch, den es auch im verarbeiteten Zustand behält. Hilft der Schnuppertest nicht, kannst Du einen Blick auf die Rückseite des Leders werfen, seine Oberfläche unter die Lupe nehmen und auch die Schnittkanten zu Rate ziehen. Auch sie verraten, ob es sich um echtes Leder handelt oder um eine Nachbildung. 

Ein Blick auf die Rückseite verrät den Unterschied zwischen Kunstleder (links) und Echtleder (rechts). 

 

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Wie sieht die Rückseite von Kunstleder aus?

Ein untrügliches Zeichen für echtes Leder ist die unruhige Faserstruktur auf der Lederrückseite. Synthetisch hergestellte Leder, die wir im Nähbereich kennen, zeigen stattdessen ein textiles Gewebe, auf das eine Kunststoffschicht aufgetragen wurde.  

 

Wie sieht die Oberfläche von Kunstleder aus?

Auch wenn das Kunstleder noch so sehr versucht, echtes Leder nachzuahmen, gibt es Anzeichen, die beim genauen Hinsehen verraten, was das echte und was das künstliche Produkt ist. Die Oberfläche von Kunstleder wird maschinell geprägt und ist immer gelichförmiger als die von echtem Leder. Zudem zieht sich ein Tier im Laufe seines Lebens Narben zu, die als kleine Einschlüsse und Unebenheiten im Leder sichtbar bleiben. Echtes Leder erzählt immer eine Geschichte, das schafft Kunstleder nicht. 

 

Wie sieht die Schnittkante von Kunstleder aus?

Glatt und sauber sind die Schnittkanten von Lederersatzgeweben. Echtes Leder fusselt dagegen leicht beim Zuschneiden. 

 

 

Welche Arten von Kunstleder gibt es?

Eines vorweg: Die Auswahl im Kunstlederbereich ist mittlerweile riesig. Grundlegend lassen sich die Lederimitate in zwei Kategorien einteilen. Zum einen die Glattlederimitate, zu denen auch solche mit geprägten Oberflächenstrukturen gehören, und zum anderen die Raulederimitate mit ihrer typischen Wildlederoptik. Darüber hinaus gibt es elastische Kunstleder und solche, die sich nicht dehnen lassen. 

 

Ist Kunstleder dehnbar?
Die meisten Kunstleder sind wie ihre natürlichen Verwandten aus Echtleder nicht dehnbar. Ausnahmen bilden sehr dünne Kunstleder, deren textiles Grundgewirke gewirkt wurde. Solche Kunstlederstoffe erinnern im Griff fast an Stoff und sind dehnbar. Sie eignen sich zum Nähen von extravaganter Kleidung wie Leggings, Röcke oder Jacken. Manche von ihnen findest Du auch unter Beschreibungen wie Wildlederjersey, Biker-Leder oder Lederjersey. 

 

Raulederimitate

Kunstleder mit einer samtig-aufgerauten Oberfläche nennt man Raulederimitate. Auch unter dem Begriff Velours sind sie zu finden. Typisch ist ihre Wildlederoptik. Meist entsteht diese, wenn die Fasern im letzten Arbeitsschritt der Kunstlederherstellung angeraut werden. Synthetische Rauleder gibt es in verschiedenen Stärken, von dünn bis dick ist alles dabei.

Merkmale: Wilder, rauer Look

 

Glattlederimitate

Handtasche "Annie" von pattydoo aus Kunstleder Colour

Zu den Glattlederimitaten rechnet man alle Kunstleder mit einer glatten Oberfläche, auch solche, die durch besondere Prägungen strukturiert sind. Ihrer Optik nach erinnern Glattleder am meisten der natürlichen Oberflächenstruktur von echtem Leder. Möglich sind aber auch extravagante Spezialoberflächen, die glitzern, knittern, spiegeln oder in allen Farbnuancen schimmern. Glattlederimitate gibt es in dehnbaren und nichtdehnbaren Varianten.

Merkmale: Glatter bis strukturierter Look, fühlen sich kühler an als Raulederimitate

 

Dehnbare Kunstleder

Schön weich im Fall, dünn wie Stoffe und dabei noch dehnbar. Das sind die Vorteile, mit denen dehnbare Kunstleder punkten. Es gibt sowohl Rau- und Wildlederimitate als auch dehnbare Kunstleder mit glatter Oberfläche wie zum Beispiel Nappa. Weil sie sich als Kleidung vernäht, an den Körper anschmiegen, werden sie oft auch Lederjersey oder Wildlederjersey genannt. Ihr großer Vorteil ist, dass Du sie wie einen herkömmlichen Jerseystoff verwenden kannst. Sie werden wie alle Maschenware auch gewirkt und haben deshalb einen Maschenlauf und eine Dehnrichtung, die Du beim Zuschneiden beachten solltest. Du kannst daraus, z.B. Leggings, Treggings, Blazer, Kissen oder andere Homedeko nähen.

Merkmale: Wild-, Rau- oder Glattlederlook,  wie Jerseystoff zu verwenden

 

Wie fühlt sich Kunstleder an?

Wildlederimitate fühlen sich weich und samtig an, Glattleder haben dagegen eine kühle Oberfläche. Je nachdem wie strukturiert die Oberfläche des jeweiligen Kunstleders ist, kann sich das Material anfühlen, wie echtes Leder oder aber auch eine eher künstliche Haptik haben. Generell ist eine pauschale Einordnung schwierig, weil es so viele verschiedene Kunstleder gibt. 

 

Welche Eigenschaften hat Kunstleder?

Kunstleder ist oftmals strapazierfähiger als echtes Leder, hält Sonneneinstrahlung besser stand und kann leichter gereinigt werden. Obwohl viele Kunstleder die typische Lederstruktur nachahmen, sind sie überwiegend glatt und haben eine matte, regelmäßig geprägte Oberfläche. Es ist um einiges leichter als echtes Leder, franst beim Zuschneiden nicht aus und lässt sich anders als Echtleder einfacher mit der normalen Nähmaschine nähen. Im Gegenzug sind viele Kunstleder aber weniger atmungsaktiv wie echte Leder. 


Wie wird Kunstleder hergestellt?

Während für die Glattlederimitate in der Regel ein Trägerstoff mit einer Kunststoffdeckschicht überzogen wird, kommen Raulederimitate ohne eine solche Beschichtung aus. Ihr Trägerstoff wird meist aus Polyesterfasern gewebt oder gewirkt, die nachträglich angeraut werden. Ähnlich wie die angerauten Fasern beim Sommersweat. Gewebte Raulederimitate sind nicht dehnbar, gewirkte dagegen schon. Achte deshalb immer auf die jeweilige Beschreibung beim Kunstlederkauf. 

Kunstleder mit einer Polyethylen-Beschichtung

Viele Kunstleder mit einer glatten oder glänzenden Oberfläche sind sogenannte poromerische Kunstleder. Ihr Trägergewebe besteht meist aus Polyester, das anschließend mit einer Schicht aus Polyethylen überzogen wird. Diese Technik ist relativ alt und punktet durch den Glanz, den das Kunstleder durch diesen Überzug erhält. Zudem sind die verrücktesten Oberflächen möglich. Von glitzernd, spiegelnd bis hin zu golden glänzend ist alles möglich. 

Poromerische Kunstleder sind super leicht zu reinigen und unempfindlich gegenüber Wasser. Durch seine Beschichtung ist das Kunstleder angenehm steif und deshalb sehr gut geeignet zum Nähen von Taschen.  

Kunstleder mit einem PVC-Überzug

PVC kennen viele wahrscheinlich in Verbindung mit Bodenbelägen. Und wirklich punkten Kunstleder mit einem PVC-Überzug mit großer Strapazierfähigkeit. Das Verfahren ist jünger als die Herstellung von poromerischen Kunstledern, zum Teil aber ähnlich.

Auch diese Kunstleder bestehen aus einem textilen Grundgewebe, das aus synthetischen oder auch aus natürlichen Fasern bestehen kann. Auf diese Gewebe wird Polyvinylchlorid, kurz PVC genannt, aufgebracht. Solche Kunstleder sind vergleichsweise günstig, zeigen auch nach langem Gebrauch kaum Abnutzungsspuren und lassen sich zudem leichter nähen, weil ihre Oberfläche kaum am Nähfuß haftet. PVC-Kunstleder gibt es in verschiedenen Stärken. 

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass PVC nicht unumstritten ist. Es ist ein Kunststoff, der nicht natürlich abgebaut werden kann. Um ihn leichter handzuhaben, werden ihm oft Weichmacher beigemischt. 

 Zum Schutz vor Kratzern tragen manche Kunstleder mit einer PVC-Beschichtung eine zusätzliche Folie auf der Oberfläche. Diese lässt sich einfach ablösen und muss vor dem Nähen entfernt werden.

Kunstleder auf natürlicher Basis

Wer Kunstleder verwendet, muss nicht auf Naturprodukte verzichten. Es gibt nämlich auch synthetisch hergestellte Lederimitate, die aus natürlichen Materialien hergestellt werden und eine vegane Alternative zu echtem Leder bieten. Zu ihnen gehören sogenannte Korkleder, die aus der Rinde der Korkeiche hergestellt werden. „Algin-Leder“ basiert auf Seetang und für „Pinatext“ werden die Zellulosefasern von Ananasblättern aufbereitet und verarbeitet.  

 

Ist Kunstleder besser als echtes Leder?

Viele Kunstleder sehen echtem Leder zum Verwechseln ähnlich, die Eigenschaften von natürlichem Leder nachzuahmen, ist dagegen schwieriger. In Sachen Atmungsaktivität, Wasserdampfdurchlässigkeit und auch in der Haptik haben echte Leder meist noch die Nase vorn. Für Taschen, Schuhe oder Kleidung kann dieser Unterschied entscheidend sein. 

Es gibt aber auch Projekte, bei denen Kunstleder die bessere Wahl ist. Bei Möbeln, Polstern oder Sitzbänken wird zum Beispiel häufig auf den künstlichen Ersatz zurückgegriffen, weil es unter Sonneneinstrahlung weniger ausbleicht, nicht porös wird und seine Weichheit behält. Auch bei Projekten, die mit scharfen Reinigungs- oder Desinfektionsmitteln gesäubert werden müssen, punktet Kunstleder im Gegenzug zu seinem natürlichen Verwandten. 

 

2. Was kann man aus Kunstleder nähen?

Rucksack "Rieke" aus Kunstleder Vintage (Freebie aus dem Snaply-Magazin) + Shopper aus Kunstleder Used (Schnittmuster "Jenna" von Unikati)

Kunstleder ist DAS Material für Taschen schlechthin! Klar, das Material ist vielfältig einsetzbar. Aber wirklich jeder denkt bei Kunstleder zuerst an Taschen. Und das zurecht! Die meisten Kunstleder sind nämlich schon von sich aus angenehm steif, dass sie den perfekten Stand fürs Nähen von Taschen mitbringen. Im Unterschied zu vielen Stoffen, die oft zu wenig Festigkeit für Taschenprojekte mitbringen und deshalb aufwändig mit Vliesen oder dünneren Schaumstoffeinlagen stabilisiert werden müssen. Bei vielen für Taschen geeigneten Kunstledern kannst Du auf solche extra Arbeitsschritte verzichten.  

Handtasche "Annie" von pattydoo aus Kunstleder Colour + Tasche "Babs" aus Kunstleder Rocks 

Zudem hält Kunstleder im Gegensatz zu Stoffen mehr aus, ist strapazierfähiger und nimmt schon von sich aus weniger Schmutz auf, weil es weniger saugfähig ist als unbeschichtete Stoffe. Auch deshalb sind viele Taschenschnittmuster darauf ausgelegt, dass der Boden der Tasche aus Kunstleder besteht.   

Neben Taschen, Utensilos und Accessoires sind viele Kunstleder aber auch zum Nähen von Kleidung geeignet. Aus dehnbaren Kunstledern wie zum Beispiel Wildlederjersey oder Nappa zauberst Du im Handumdrehen atemberaubende Biker-Leggings, Jacken oder Blazer. So manches Kunstleder ist auch für Kleider geeignet. 

Kunstlederreste sind toll für optische Highlights wie etwa Armpatches, Knieflicken, Besätze an Hosen und Jacken oder Aufnäher.  

Tipp! Verwende für Projekte, die häufig gewaschen werden müssen, Kunstleder aus Polyurethan. Für Projekte, die nur hin und wieder feucht abgewischt werden müssen, sind Kunstleder mit einer PVC-Beschichtung ideal. Sie sind oft günstiger und lassen sich zudem leichter vernähen. 

 

Wie finde ich das passende Kunstleder für mein Projekt?

Einen guten Anhaltspunkt darüber, ob ein Kunstleder weich oder steif genug ist für Dein geplantes Nähprojekt ist, bringt ein Blick auf seine Stärke. Pauschal lässt sich sagen: Je dünner ein Kunstleder ist, umso weicher ist es auch. Im Snaply-Sortiment findest Du Kunstleder in den verschiedensten Stärken. Sie werden in den Produktbeschreibungen in der Einheit Gramm pro Quadratmeter angegeben.

 

Kann man echtes Leder durch Kunstleder ersetzen?

Es gibt Kunstleder, die so echt wirken, dass sie kaum mit bloßem Auge von echtem Leder zu unterscheiden sind. Für viele Nähprojekte wie etwa Taschen, Portemonnaies oder Handyhüllen lassen sie sich deshalb eins zu eins ersetzen. Bei Kleidung ist das Austauschen der Materialien nicht immer empfehlenswert. Echtes Leder hat gegenüber Kunstleder den Vorteil, dass es atmungsaktiv ist. In Kleidung aus Lederimitaten schwitzt man dagegen schneller, weil sie oft keinen Luftaustausch ermöglichen.  

 

3. Das musst Du über Kunstleder wissen - Verarbeitungstipps

Wie schneidet man Kunstleder zu?

Das Material franst beim Zuschneiden nicht aus und macht auch sonst wenig Anstalten, schwierig zu sein. Ob Du es mit der Schere oder mit dem Rollschneider zuschneidest, ist Deiner Vorliebe überlassen. Beides klappt problemlos. 

Tipp: Wenn Du öfter mit Kunstleder arbeitest, empfiehlt es sich, stets dieselbe Klinge bzw. Schere zu verwenden. Materialwechsel stumpfen die Klingen Deiner Stoffschere bzw. des Rollschneiders schneller ab.  


Fixiere die Schnittteile stets nur mit Gewichten oder Stoffklammern. Alternativ kannst Du die Schnittteile auch mit Maskingtape fixieren. Das Klebeband auf Basis von Reispapier lässt sich leicht ablösen und hinterlässt kleine Klebstellen. Stecknadeln solltest Du nur in Ausnahmefällen verwenden und dann nur innerhalt der Nahtzugabe. Sie hinterlassen Löcher im Material, die später immer zu sehen sein werden.

 

Hat Kunstleder einen Fadenlauf/Maschenlauf?

Dickere Kunstleder, die nicht dehnbar sind, besitzen in der Regel keinen Fadenlauf. Entscheidend ist vielmehr die Optik ihrer Oberflächenstruktur. Achte darauf, alle Schnittteile in derselben Richtung anzuordnen, damit Deine genähte Tasche später von allen Seiten einheitlich aussieht. Vor allem bei Raulederimitaten ist das wichtig. Je nachdem in welche Richtung ihr Flor gestrichen wird, zeigt das Lederimitat dunkle oder hellere Färbungen. Achte darauf, den Flor stets in dieselbe Richtung zu streichen, bevor Du ein Schnittteil zum Zuschneiden auflegst.

Dünne Kunstleder mit einem Gewirke als Basis lassen sich dehnen. Diese Dehnrichtung ist meist quer zum Maschenlauf wie bei dehnbaren Stoffen. Gerade, wenn Du Kleidung nähst, ist die richtige Ausrichtung der Schnittteile deshalb sehr wichtig.  

Muss man Kunstleder vor dem Nähen verstärken?

Dickes Kunstleder hat in der Regel genügen Stand, um ohne Verstärkung durch ein Bügelvlies auszukommen. Möchtest Du allerdings Nieten oder Knöpfe anbringen, empfiehlt es sich auch bei stärkeren Materialien die Rückseite mit einer zweiten Lage Kunstleder, Vlies oder Decovil zu verstärken.

Leichtere und dünnere Kunstleder solltest Du dagegen mit einem geeigneten Vlies verstärken. Das verleiht ihnen mehr Griff und Standfestigkeit. Gerade für Taschenprojekte hat sich das bewährt. 


Was muss man beim Nähen von Kunstleder beachten?

Das Tolle am Kunstleder ist seine Unkompliziertheit. Weil es nicht ausfranst, kannst Du zeitraubendes Versäubern der Kanten sparen. Zum Nähen kannst Du die einfache Haushaltsnähmaschine verwenden, eine Overlockmaschine ist dagegen nicht geeignet.


Wie überträgt man Markierungen auf Kunstleder?

Für Markierungen kannst Du spezielle Trickmarker oder auch einfache Kugelschreiber verwenden. Achte nur darauf, stets nur auf der Rückseite des Kunstleders zu zeichnen. 


Welche Nadel für Kunstleder?

Bei der Wahl der richtigen Nadel gehen die Empfehlungen auseinander. Immer wieder liest man, dass Ledernadeln das beste Nähergebnis liefern würden. Sie haben eine spezielle, angeschärfte Spitze, die das Material beim Einstechen schneidet. Bei echtem Leder ist das notwendig, bei Kunstleder können auf diese Weise aber Risse entstehen, weil die Nadel das textile Gewebe auf der Rückseite zerschneidet. Deshalb der Tipp: Teste zunächst eine stärkere Universalnadel oder Jeansnadel an einem Reststück. Erst wenn das nicht klappt, solltest Du zur Ledernadel greifen. Sehr dünne und dünne Kunstleder lassen sich dagegen am besten mit einer Microtex-Nadel nähen. 

Welche Naht für Kunstleder?

Im Prinzip ist jede Naht für Kunstleder geeignet, erlaubt ist, was gefällt. Für die meisten Taschenprojekte ist der normale Geradstich die beste Wahl. 

Welche Stichlänge für Kunstleder?

Zu kurze Stiche könnten das Kunstleder zu sehr perforieren, so dass die Nähte später unter Belastung reißen könnten. Wähle deshalb eine Stichlänge von ca. 3 bis 4 mm.

Welches Garn für Kunstleder?

Mit einem Standard Allesnähergarn machst Du bei Kunstleder nichts verkehrt. 

Welche Fadenspannung für Kunstleder?
Für die Oberfadenspannung gilt die Faustregel: Je dicker das Kunstleder, umso höher die Spannung. Teste die Einstellung vor dem Nähen an einem Reststück. 

 

Welches Nähmaschinen-Füßchen für Kunstleder?

Kunstleder mit einer matten Oberfläche lassen sich meist problemlos mit dem Universalfüßchen der Nähmaschine nähen. Problematischer verhalten sich glatte Kunstleder oder solche mit rutschigen Oberflächen. Bei ihnen kann es vorkommen, dass das Material am Füßchen kleben bleibt. Abhilfe schafft ein spezielles Teflon-Füßchen, das mit einer Anti-Haft-Beschichtung ausgestattet ist. Viele Nähmaschinen bringen solch ein Füßchen schon als Standard-Zubehör mit. 

„Teflon“-Füßchen selber machen
Alternativ kann es auch helfen, das Universalfüßchen von unten mit einer Lage Masking-Tape abzukleben. Das hinterlässt keine Klebespuren und haftet weniger an der Kunstlederoberfläche. Ähnliches bewirkt, eine Lage Backpapier oder Seidenpapier zwischen dem Kunstleder und dem Nähfüßchen. Das lässt das Kunstleder besser gleiten und pappt beim Nähen nicht an. Durch die Naht wird das Papier perforiert, so dass Du es später einfach ausreißen kannst.

Hilfreich kann auch ein Obertransport sein. Er transportiert das Kunstleder gleichmäßiger und verhilft zu einem sauberen Nähergebnis. 

 

Kann man Kunstleder besticken?

Die feinen Fäden liebevoller Stickereien harmonieren perfekt mit dem rustikalen Look von Kunstleder mit glatten Oberflächen. Grundsätzlich sind beinahe alle Kunstleder fürs Besticken geeignet. Aber beachte, je dicker das Leder ist, umso schwieriger wird das Sticken.

Tipp: Wenn das Leder zu steif oder zu groß ist, um es in einen Stickrahmen zu spannen, hilft das Stickvlies Filmoplast H54 von Vlieseline. Das Vlies ist selbstklebend und hat eine Trägerschicht aus Papier. Um kleine Lederteile zu besticken, spannst Du das Filmoplast H54 mit dem Abdeckpapier nach oben in einen Stickrahmen und ritzt das Trägerpapier vorsichtig mit einer Nadel an, ohne das Vlies zu beschädigen. Entlang der angeritzten Fläche kannst Du das Trägerpapier entfernen, so dass das selbstklebende Vlies zum Vorschein kommt. Auf das Vlies klebst Du das zu bestickende Lederteil. So fixiert, verrutscht es nicht mehr. Nach dem Sticken kannst Du das Filmoplast H54 auf der Rückseite herausreißen.    

 

Kann man mit Kunstleder applizieren?

Egal ob echtes Leder oder Kunstleder – beide Materialien sind zum Applizieren geeignet. Auf diese Weise zauberst Du niedliche Babypuschen oder ganz besondere Täschchen. Zum Applizieren wird klassischerweise Vliesofix verwendet. Dabei handelt es sich um eine Klebegewebe, das auf einem Trägerpapier geliefert wird. Weil es halbtransparent ist, lassen sich Motive direkt auf das Papier durchpausen. Dann schneidet man das Vlies grob aus, bügelt es auf die Stoffrückseite und kann anschließend das Motiv aus Stoff direkt auf das Nähprojekt bügeln und annähen.

Kunstlederbörse mit einer Applikation aus Kunstleder und SnapPap.

Weil viele echten Leder und auch Kunstleder aber keine heißen Temperaturen vertragen, gibt es einen Trick: Bügel das Leder bzw. Kunstleder nur kurz von links (mit einem Tuch zwischen Bügeleisen und Kunstleder, um es zu schützen). Sobald das Material heiß ist, legst Du das Vliesofix mit der Klebeseite auf das warme Leder und streichst es fest. Die Wärme genügt schon, um das Vlies zu fixieren. Nun kannst Du das Teil nach Belieben ausschneiden, das Trägerpapier entfernen und das ausgeschnittene Teil nach demselben Prinzip auf dem Untergrund aus Leder bzw. Kunstleder fixieren.    

 

4. Pflegetipps für Kunstleder

Kann man Kunstleder waschen?

Die meisten Kunstleder sind nicht geeignet für eine Wäsche in der Waschmaschine. Feucht abwischen, ist dagegen unproblematisch. Manche Wildlederjerseys und dünne Kunstleder aus Polyurethan dürfen auch in die Waschmaschine, so wie beispielsweise das Kunstleder in Schlangenhautoptik im Snaply-Sortiment. Stelle hier immer eine geringe Waschtemperatur ein, nutze Feinwaschmittel und ein Schonprogramm. Schleudern ist dagegen keine gute Idee. Ausnahmen bestätigen aber die Regel, halte Dich stets an die jeweilige Produktbeschreibung.

Während echtes Leder mit Ölen und Fetten gut zurechtkommt, sie sogar als extra Pflege notwendig sind, sind sie Gift für Kunstleder mit einer PVC-Beschichtung. PVC enthält nämlich Weichmacher, die bei Kontakt mit Fetten aus dem Material herauswandern – je mehr, umso schneller wird das Material brüchig. In der Regel reicht ein bisschen Spülmittel auf einem Schwamm vollkommen aus, um Kunstleder schonend zu säubern. Im Handel gibt es aber auch spezielle Kunstleder-Pflegemittel. Möchtest Du solche verwenden, achte darauf, dass sie ölfrei hergestellt sind.  

 

Darf Kunstleder in den Wäschetrockner?

Das Trocknen im Maschinentrockner setzt Kunstleder zu sehr zu. Es ist daher nicht zu empfehlen.

 

Verträgt Kunstleder bügeln?

Kunstleder und Bügeleisen sind keine besonderen Freunde. Hat Dein Kunstleder aber Falten geworfen und muss in Form gebracht werden, solltest Du stets zwei Dinge beherzigen: Immer auf der Rückseite bügeln und dabei stets das Kunstleder mit einem Tuch schützen!  Wähle dafür eine niedrige Hitze und teste immer erst an einem Reststück. 

 

Wie lagert man Kunstleder am besten?

Je dicker das Kunstleder ist, umso schwieriger ist es, Knicke oder Falten zu entfernen. Lagere Kunstleder deshalb im Liegen, am besten aufgerollt. Aber Achtung: Bitte stapele nicht zu viele Rollen aufeinander. Durch das Gewicht drücken die Materialien aufeinander und neigen am Ende doch wieder dazu, Knickfalten zu bekommen.

Kunstlederaufbewahrung selbst bauen:
Rolle Deine Kunstlederschätze auf das Innenleben leerer Geschenkpapierrollen und lagere sie stehend in einem ausgedienten Bier- oder Flaschenkasten. Um die Kanten zu schonen und um zu vermeiden, dass die Rollen wieder aufspringen, kannst Du Klopapierrollen aufschneiden und um die Rollen stülpen (Kanten eventuell mit Masking-Tape umkleben)   

 

5. Kunstleder FAQs - Häufige Fragen und ihre Antworten


Wie nennt man Kunstleder noch?

Kunstleder wird auch Leder-Imitat oder synthetisches Leder genannt. Halte auch nach den Bezeichnungen Nappa-Imitat, Affenhaut, Alcantara, Ultrasuede, Skai-Kunstleder oder Belseta Ausschau. Oft werden Lederimitate auch unter diesen Namen angeboten. Synthetisch hergestellte Felle werden ebenfalls als Kunstleder geführt.  

Welches Kunstleder braucht man, um Taschen zu nähen?

Generell sind fast alle nicht-dehnbaren Kunstleder zum Nähen von Taschen geeignet. Dünnere Kunstleder mit einem Gewicht von bis zu 380 g/m² brauchen eine Verstärkung durch ein passendes Bügel- oder Gewebevlies. Dickere Kunstleder haben meist von sich aus genügend Stand und sind bestens für Taschen geeignet. 

Was ist ein Lederimitat?

Ein Lederimitat ist ein synthetisch hergestelltes Gewebe, das optisch an echtes Leder erinnert. Während für echtes Leder immer eine Tierhaut aufwändig gegerbt werden muss, basieren Lederimitate auf einem textilem Grundgerüst, auf das eine Schicht aus Kunststoff aufgebracht wird. 

Wie kann man Kunstleder pflegen?

Einige wenige Kunstleder sind waschbar, darunter solche mit einer Beschichtung aus Polyurethan. PVC-Kunstleder dürfen nicht in die Waschmaschine. Sie kannst Du mit einem feuchten Lappen und etwas Spülmittel reinigen. Für die spezielle Pflege gibt es extra Kunstleder-Reiniger.  

Kann man Kunstleder mit Vlieseline verstärken?

Ja, das geht und ist bei dünneren Kunstledern auch nötig. Gerade, wenn Du Taschen nähen möchtest, braucht das Material entweder von sich aus genügend Stand oder muss mit einem Vlies verstärkt werden. Gerade Vlieseline H250, S320, Decovil light und Decovil sind zum Verstärken von Taschen-Kunstleder gut geeignet. Bügel stets von links und schütze das Kunstleder mit einem Tuch zwischen Bügeleisen und Material. Wichtig ist, das Material jeweils gut auskühlen zu lassen, damit sich die Klebewirkung optimal entfalten kann. 

Kann man Kunstleder mit einer normalen Nähmaschine nähen?

Zum Nähen von Kunstleder genügt eine normale Haushaltsnähmaschine. Eine gute Hilfe bietet eine Nähmaschine mit Obertransport oder einem Obertransport-Füßchen. 

Wie bekommt man Kunstleder wieder glatt?

Falten im Kunstleder lassen sich meistens gut ausbügeln. Achte darauf, nur von links zu bügeln und das Material mit einem Tuch zu schützen. Um Falten und Knicke im Kunstleder zu vermeiden, lagere das Material am besten im aufgerollten Zustand. 

Hat Kunstleder einen Fadenlauf?

Die meisten Kunstleder haben keinen Fadenlauf. Allerdings haben elastische Kunstleder eine Richtung, in die sie sich dehnen lassen. Orientiere Dich beim Zuschnitt an dieser Dehnrichtung. Bei Raulederimitaten solltest Du zudem auf die Strichrichtung des Flors achten, damit alle Schnittteile eine gleiche Oberflächenoptik haben.

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